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Aus Dank für die überstandene Cholera-Epidemie des Jahres 1854 wurde St. Jakob unter Pfarrer Franz Xaver Schwäbl renoviert und der Kirche wieder ein mittelalterliches Aussehen gegeben. Der Kirchturm erhielt wieder einen Spitzhelm (eventuell schon 1834), das Gewölbe des Langhauses wurde durch eine flache Decke ersetzt, und die Fenster wurden auf ihre heutige Form verkleinert. Die barocke Innenausstattung wurde entfernt und ein spätgotischer Flügelaltar als Hochaltar erworben. Dazu ließ man einen neogotischen und einen neoromanischen Seitenaltar, den ersteren mit spätgotischen Flügeln, anfertigen.
In den letzten Tagen des Zweiten Weltkrieges wurde der Kirchturm in seinen oberen Geschossen schwer beschädigt und auch das Dach des Langhauses in Mitleidenschaft gezogen. Bei der Ausbesserung dieser Schäden (1949 1952) wurde die Kirche zugleich innen renoviert, wobei im Chor Fresken freigelegt wurden. Von 1974 bis 1981 dauerte die jüngste Gesamtrenovierung von St. Jakob. Danach bestätigte sich erneut, dass St. Jakob die eindrucksvollste Kirche Plattlings ist. |
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Ausstattung: Das künstlerische Hauptwerk der St. Jakobskirche ist der aus Tirol stammende spätgotische Flügelaltar im Chor. Der Altarschrein ruht auf einer ebenfalls spätgotischen Steinmensa. Die Predella stellt die Beweinung Christi nach der Kreuzabnahme dar. Das Werk weist eine Reihe von Übereinstimmungen mit der sog. Glimm’schen Beweinung Christi (1500; in der Alten Pinakothek zu München) von Albrecht Dürer auf Besonders qualitätsvoll ist die Darstellung der Wald- und Gebirgslandschaft im Hintergrund. Der Schrein ist gegliedert durch zwei sich überschneidende Kielbögen in reichem Rankenwerk sowie durch zwei Pfeiler. In der Mitte steht Maria mit dem Kinde; zwei Engel beiderseits ihres Haupts verweisen auf sie. Links neben Maria die hl, Maria Magdalena mit dem Salbgefäß, rechts eine ungewöhnliche Darstellung des St. Jakobus Major mit Pilgerstab, Buch und Krug. In den beiden Flügeln vor Goldgrund unter einem Kielbogen mit Rankenwerk die hl. Katharina mit Schwert und zerbrochenem Rad (links) und der hl. Nikolaus als Bischof mit Buch und den drei goldenen Äpfeln (rechts). Auf der Rückseite der Flügel Mariä Verkündigung aus dem frühen 16. Jh. Die Rückseite der Predella zeigt das Schweißtuch der Veronika.
Links vom Hochaltar ein Sakramentshäuschen aus Kelheimer Kalkstein mit der Jahreszahl 1515. Seine gewundene Säule ruht auf zwei halbkreisförmigen Stufen auf, Über dem Gehäuse verschlungenes Astwerk und ein zurückgesetzter Fialenaufsatz, in dessen Nischen auf profilierten Podesten Statuen von Christus Salvator (links) und St. Jakobus Major (rechts) aus der 2. Hälfte des 19, Jh. Stehen. Im linken Chorfenster das farbige Glasfenster des hl. Johannes Evangelist aus dem 3, Viertel des 13, Jh. eines der bemerkenswertesten frühgotischen Glasgemälde in Ostbayern, vielleicht in einer Regensburger Werkstätte entstanden. (Das Original befindet sich inzwischen im Diözesanmuseum Regensburg). |
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In der Seitenkapelle steht ein neogotischer Schrein (1857) mit spätgotischen Flügeln. Im Schrein ein hl. Wolfgang, in der Predella ein drastisches Arme-Seelen-Relief Die qualitätsvollen Bilder der Flügel (um 1520) zeigen zwei Szenen aus der Legende des hl. Nikolaus: Links rettet er einen Verurteilten vor der Hinrichtung, rechts schenkt er den drei armen Jungfrauen goldene Äpfel. Auf der Rückseite St. Anna Selbdritt und der hl. Sebastian. Grabdenkmäler: Da die Kirche seit Jahrhunderten Friedhofskirche ist, besitzt sie in Chor und Seitenschiffen eine Reihe von Grabdenkmälern; das älteste von 1410 (Nr. 5). Auf den Steinen sind verewigt (beginnend im linken Seitenschiff beim Eingang): 1. P. Wolfgang Kaufman, Mettener Konventuale, und Bartholomäus Wolf, Sacellan (+ 1627). 2. Die Inschrift zu dem Grabdenkmal, auf dem Jesus vom Schiff aus die Apostel lehrt, ist verloren. 3. Mathias Prunner, Kirchherr zu Plattling (+1540). 4. Thomas Was, Benefiziat zu Niederpöring (+ 21. Aug. 1580). 5. M. Johannes Tunbach de Uberling, Kirchherr zu Plattling (+ 1410). 6. Leonhard Pruner aus Braunau, kaiserlicher Notar, Kooperator zu Plattling (+ 1577). (Im rechten Seitenschiff beginnend beim Chor:) 7 Eberhart (+ 13. Juni 1419) und Ulreich Swarczaher (+4. Juli 1420). 8. Anthon Khaisser, Wirt zu Plattling (+ 1599) und seine Ehefrau Margareta Mairhofer (+ 16. .). 9. Daniel Landau, Pfarrer (+ 27. Okt. 1647), 10. (schwer lesbare bzw. teilweise verlorene Inschrift) Hinerl, Bürger zu Plattling, (+1543) und Anna Hinerl, seine Ehefrau. (Dieser Grabstein wurde 1889 von Stömmer, der vielleicht noch mehr lesen konnte, bezeichnet als Grabstein des Baumeisters Sauerl, den er wohl zu Unrecht als Architekten des Erweiterungsbaus ansah.) |
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